Dieser ruhige Stadtteil in unmittelbarer Nähe zur Altstadt ist für seine vielfarbigen Holzhäuser bekannt. Die wörtliche Bedeutung von 'Kalamaja' im Estnischen ist „Fischhaus“, und seit dem 14. Jahrhundert wurde dieser Stadtteil traditionell von Fischern, Fischhändlern und Bootsbauern dominiert.
Dies änderte sich allerdings 1870, als Tallinn durch eine Bahnverbindung mit St. Petersburg verbunden wurde. Plötzlich entstanden hier große Fabriken, was zum Zuzug Tausender Arbeiter führte.
Die Holzhäuser wurden als Unterkunft für diese Arbeiter erbaut und sind nun Teil des baulichen Erbes von Kalamaja; heute verleihen sie diesem Stadtteil seinen einzigartigen Charme. Ihre außergewöhnliche Bauweise hat diesen Häusern die Bezeichnung „Tallinner Häuser“ beschert. Der spezielle Haustyp wurde in den 1920er und 1930er Jahren als zwei- oder dreistöckiges Wohnhaus mit zwei symmetrischen Holzflügeln – getrennt durch ein zentrales Stiegenhaus aus Stein – errichtet. Heute finden Sie etwa 500 dieser Häuser in der Stadt.
Besuchern wird auffallen, dass Teile der alten Industrieinfrastruktur in Kalamaja noch intakt und in Betrieb sind. Der estnische Klavierhersteller in der Kungla Str. 41 ist ein Beispiel dafür, zählt er doch zu den besten Konzertflügelherstellern.
Viele frühere Fabrikgebäude wurden allerdings für andere Verwendungen umgebaut, z.B. um Platz für die Besten der Kunstszene in der Stadt zu schaffen.
Falls Sie an Architektur und Geschichte interessiert sind, oder nur den unkonventionellen Teil der jüngeren Tallinner Kunstszene erleben möchten, ist ein Besuch des Stadtteils Kalamaja ein Muss. Es handelt sich um eines der sogenannten Holzarchitekturgebiete, wo sich auch das groß angelegte Maritim-Museum der Stadt, der Wasserflugzeughafen befindet. Das Zentrum für die Entdeckung der Energie ist auch ein ideale Platz für einen Familienausflug.
In letzter Zeit hat sich hier eine künstlerische Atmosphäre ausgebreitet, und mehr und mehr junge, kreative Menschen wollen hier wohnen. Die kluge Verwendung von Platz und das Engagement für die Verwendung heimischer Produkte machen die lokalen Restaurants und Cafés zu einem integralen Teil der Atmosphäre in Kalamaja. Dieser Stadtteil verleiht Ihnen daher das beste Gespür für den Lebensstil der Einheimischen.
Eine gute Möglichkeit, dieses Phänomen zu erleben, bietet ein Besuch der Telliskivi Creative City (Telliskivi 60), eine Ansammlung von Fabrikgebäuden, die sich nach und nach in populäre Treffs für jene entwickelt haben, die ausgefallene Restaurants, Kunstaustellungen, Kreationen junger estnischer Designer, Craft Bier, Antiquitäteneinkauf, alternatives Theater, Flohmärkte und einfach das Ausgehen lieben. Telliskivi beherbergt auch einen der beliebtesten Konzertorte in Tallinn: Vabalava (Freibühne), das besonders während Musikfestivals stark frequentiert wird. Falls Sie einen todsicheren Anlass für den Besuch des Stadtteils Kalamaja benötigen, sollten Sie die Kalamaja-Tage oder das äußerst beliebte Telliskivi Festival für Street Food aufsuchen.
Foto von: Kadi-Liis Koppel
Im Kreativzentrum Telliskivi können Sie das ganze Jahr hindurch Street Food genießen, besonders im Bereich der Depoo Straße. Sie sollten dann auch gleich beim Café und Nachtclub Peatus vorbeischauen, der sich in einem originalen Eisenbahnwagen des Zugs Moskau-Tallinn befindet.
Neben dem Bereich mit Street Food zeichnet sich Telliskivi durch seine Nähe zum brandneuen Markt am Baltischen Bahnhof (Balti Jaama Turg) aus. Es handelt sich um den modernsten Markt seiner Art in Estland und vereint eine ungewöhnliche Auswahl an Produkten unter einem Dach, von frischen Agrarerzeugnissen bis zu leckerem Street Food. Der neue Markt fungiert auch als eine Art Gemeindezentrum, das Einheimische zum täglichen Einkauf anlockt. Seine einzigartige Atmosphäre, seine faszinierende Auswahl an Antiquitäten und seine Brauerei machen ihn auch für Touristen interessant.