Tallinn ist zwar keine große Stadt, aber hier passt viel rein. Die drei Tage, um die Stadt gründlicher kennenzulernen, vergehen wie im Flug – ein kürzerer Aufenthalt in Tallinn lohnt sich nicht.
Es gibt viele verschiedene Orte in Tallinn, und so kommt man sich mitunter vor wie bei einer Tour durch mehrere kleine Städte. Direkt an die mittelalterliche Altstadt grenzen der Szenestadtteil Kalamaja mit seinen Holzhäusern und die Viertel Telliskivi, Noblessner und Rotermann, die aus ehemaligen Industriekomplexen zu lebendigen Design- und Kulturzentren geworden sind.
Das barocke Kadriorg verzaubert mit seinem 300 Jahre alten Park und seinen Museen für zeitgenössische Kunst, während die Stadtteile Pirita und Rocca al Mare an der Küste und die ruhige Gartenstadt Nõmme zum Verweilen einladen.
Die drei vorgelagerten Inseln Aegna, Naissaar und Prangli sowie Tallinns Nachbargemeinde Viimsi sind eine gute Wahl für einen spannenden Tagesausflug.
Guter Tipp: Wenn Sie nicht in Tallinn ansässig sind, zur Erkundung der Stadt die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen möchten und gerne verschiedene Museen besuchen, lohnt sich der Kauf einer Tallinn Card: Mit der praktischen Sightseeing-Karte haben Sie freien Eintritt in die besten Museen Tallinns und dürfen kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen.
Erster Tag: Die Altstadt von Tallinn und Kalamaja
Das unbestrittene Zentrum Tallinns ist die mittelalterliche Altstadt. Diese ist gleichzeitig der beste Ausgangspunkt, um Tallinn zu erkunden. Die Altstadt teilt sich in die Unterstadt und den Domberg, von dessen Aussichtsplattform in der Straße Kohtuotsa aus können Sie sowohl die Altstadt als auch ganz Tallinn aus der Vogelperspektive betrachten.
Ein Ausflug in die mittelalterliche Altstadt kann schon Mal einen ganzen Tag dauern, aber wenn Sie auch etwas modernen Vibe spüren möchten, lohnt sich ein halbtägiger Abstecher nach Kalamaja. Nur einen kurzen Spaziergang von der Altstadt liegt dieser für seine farbenfrohen Holzhäuser, Künstlercafés, trendigen Geschäfte und der beeindruckende Wasserflugzeughafen berühmte Stadtteil.
Die Altstadt von Tallinn
Laut UNESCO ist die Altstadt von Tallinn eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Europas, in der das Straßennetz, fast zwei Kilometer der ursprünglichen Stadtmauer sowie zwanzig Wehrtürme bis heute erhalten geblieben sind. Wann waren Sie zuletzt in der Altstadt?
Drei Dinge, die man unbedingt in der Altstadt machen sollte
Schlendern Sie durch die alten Kopfsteinpflasterstraßen. Zu den Attraktionen zählen neben der beeindruckenden mittelalterlichen Wehranlage das einzige gotische Rathaus Nordeuropas, die älteste noch aktive Apotheke Europas aus dem Jahr 1422, zahlreiche Kirchen, Aussichtsplattformen und vieles mehr. Schauen Sie sich um, besuchen Sie eines der gemütlichen Cafés oder setzen Sie sich auf die Terrasse des Rathausplatzes und genießen Sie einfach die Atmosphäre.
Genießen Sie die Aussicht. Besuchen Sie die Aussichtsplattformen auf dem Domberg, erklimmen Sie den Turm der Kirche oder besuchen Sie einen der Wehrtürme für ein echtes mittelalterliches Erlebnis: zum Beispiel das Festungsmuseum Kiek in de Kök, wo man entlang der Stadtmauer von einem Turm zum anderen laufen und spannende unterirdische Gänge erkunden kann.
Das an die Altstadt angrenzende Kalamaja mit seiner künstlerischen Atmosphäre, der lokalen Lebensart und seinem modernen Lebensumfeld, in das man das industrielle Erbe des Stadtteils verwandelt hat, ist einfach unwiderstehlich.
Drei Dinge, die man unbedingt in Kalamaja machen sollte
Schlendern Sie durch die Straßen von Kalamaja und bewundern Sie die farbenfrohen Holzhäuser, die zu einem Symbol des Stadtteils geworden sind. Besuchen Sie die Straßen Valgevase, Kalju, Kungla, Köie und Niine, wo sich die charmantesten Häuser befinden. Erkennen Sie den typischen Charakter der Häuser von Tallinn? Machen Sie eine Kaffeepause in einem der umliegenden Cafés oder nehmen Sie sich einen Happen aus dem Streetfood-Bereich des Balti Jaama Marktes mit.
Genießen Sie eine Mahlzeit oder shoppen Sie Design-Artikel auf dem ultracoolen Kreativcampus Telliskivi. Neben einer großen Auswahl an Geschäften, Restaurants und Streetfood bietet Telliskivi auch einige der angesagtesten Veranstaltungsorte der Stadt sowie moderne Galerien. Das Fotografiska Tallinn ist ein international anerkanntes Fotokunstzentrum mit schwedischen Wurzeln. Es ist ein Treffpunkt für Kunst, gutes Essen, Musik, Design und Weltoffenheit. Die Seefestung Patarei beherbergt eine Ausstellung, und dem Sommerprogramm des Innenhofs ist zu entnehmen, dass dieser Sommer einer der coolsten der Stadt sein wird. Erkunden Sie das Hafenviertel Noblessner, wo zaristisches Architekturerbe auf moderne, kreative Architekturlösungen trifft.
Besuchen Sie das ein oder anderen Museen der Umgebung. Der Wasserflugzeughafen ist besonders empfehlenswert. Dort sind Schiffe, Wasserflugzeuge und U-Boote aus den 1930er Jahren zu sehen. Auch wenn Sie sich nicht besonders für die Schiffe interessieren, fordert die einzigartige Architektur des Museums ihren Tribut: Es befindet sich in den Wasserflugzeughangars aus der Zarenzeit. Spannend ist die Entdeckungsfabrik PROTO, ein erlebnisorientiertes Virtual-Reality-Zentrum in der alten Gießerei einer U-Boot-Fabrik aus der Zarenzeit.
Guter Tipp: Wenn Sie den Wasserflughafen oder das PROTO besuchen möchten, planen Sie jeweils mindestens zwei Stunden ein.
Kalamaja und das Kreativzentrum Telliskivi sind nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt (15–30 Minuten). Auch mit den Straßenbahnlinien 1 oder 2 gelangen Sie vom Stadtzentrum bis zur Haltestelle Telliskivi.
Die Buslinie 73 bringt Sie zum Wasserflughafen und zum Hafenviertel Noblessner, die Haltestellen lauten Wasserflughafen und Noblessner.
Zweiter Tag: Kadriorg und Pirita
Kadriorg
Kadriorg ist eine grüne und luxuriöse Wohngegend, nur eine kurze Straßenbahnfahrt oder einen Spaziergang vom Stadtzentrum entfernt. In dem Stadtteil, der nach Katharina, der Frau von Peter I., benannt ist, befinden sich ein vom Zaren erbautes Barockschloss, den beliebtesten Park der Stadt und die besten Kunstmuseen Estlands.
Drei Dinge, die man unbedingt in Kadriorg machen sollte:
Schließen Sie sich den Einheimischen an und genießen Sie die Schönheit des Parks Kadriorg. Neben dem Schwanenteich, den Springbrunnen, Kanälen und vielen verschiedenen Gartenstilen verstecken sich viele historische Gebäude in dem 300 Jahre alten Park. Unter ihnen ist das Schloss Kadriorg – ein von Peter I. im 18. Jahrhundert erbauter Sommerpalast, der heute ein Museum für ausländische Kunst beherbergt. Wenn Sie ein Stück weiter laufen, erreichen Sie die symbolträchtige Sängerwiese von Tallinn, das Herz des estnischen Sänger- und Tanzfests.
Besuchen Sie das Museum. Neben dem Schloss Kadriorg beherbergt der Park Kadriorg das Hauptgebäude des Estnischen Kunstmuseums: das Kumu, welches sowohl Nationalgalerie als auch Zentrum für zeitgenössische estnische Kunst ist. Das Museum Mikkeli verfügt über eine umfangreiche Sammlung ausländischer Kunst und von Porzellan, die vom Privatsammler Johannes Mikkel gestiftet wurde.
Ein guter Tipp für Familien mit kleinen Kindern: Im Park Kadriorg sollten Sie unbedingt das spielerische Kindermuseum Miiamilla besuchen, ganz zu schweigen davon, dass es sowohl im Museum als auch im Park großartige Spielplätze im Freien gibt.
Entdecken Sie die Umgebung des Parks Kadriorg. Die umliegenden Straßen sind gesäumt von reich verzierten Holzvillen. Kein Wunder, dass diese Gegend einst der erste Kurort des Russischen Zarenreiches am Meer war. Wenn Sie sich ein Bild davon machen möchten, wie man früher in Kadriorg gelebt hat, besuchen Sie eines der Schriftstellermuseen der Gegend: das Haus von Anton Hansen-Tammsaare aus den 1930er Jahren oder das Wohnhaus von Eduard Vilde, die ehemalige Residenz des Schlossaufsehers.
Mit den Straßenbahnlinien 1 und 3 gelangen Sie vom Stadtzentrum bis zur Haltestelle Kadriorg.
Pirita
Tallinn ist eine Küstenstadt und es gibt keinen besseren Blick auf die Bucht und die Skyline von Tallinn als von der Promenade in Pirita oder einigen der dortigen Sehenswürdigkeiten oder historischen Wahrzeichen aus.
Drei Dinge, die man unbedingt in Pirita machen sollte:
Spazieren Sie durch den neuen Stadtraum über die Straße Reidi und die Promenade von Pirita. Pirita ist auch perfekt zum Erkunden mit dem Fahrrad geeignet.
Besuchen Sie das Schloss Maarjamäe, das Teil des Estnischen Geschichtsmuseums ist und Sie zu einer Reise durch die über 100-jährige Geschichte der Republik Estland einlädt. Das Geschichtszentrum Maarjamäe beherbergt auch eine Freilichtausstellung mit Denkmälern aus der Sowjetzeit sowie das Estnische Filmmuseum. Nur einen kurzen Spaziergang von der Burg entfernt befindet sich ein zum Nachdenken anregendes Denkmal, das allen Opfern des sowjetischen und estnischen Kommunismus gewidmetist.
Ein guter Tipp für Familien: Im Schloss Maarjamäe gibt es ein großartiges Spielzimmer für Kinder, wo sie versuchen können, ihr eigenes Reich zu schaffen. Das Geschichtszentrum verfügt auch über einen spannenden Spielplatz im Freien.
Besuchen Sie das höchste Gebäude Estlands, den Fernsehturm von Tallinn. Die 170 Meter hohe Aussichtsplattform bietet neben tollen Ausblicken auch ein offenes Panorama-Café. Neben dem Fernsehturm befindet sich ein botanischer Garten mit einer artenreichen Sammlung. Die Ruinen des Klosters St. Birgittaan der Mündung des Flusses Pirita sind ebenfalls einen Besuch wert.
Zusätzlicher Tipp: Kehren Sie nach einem langen Tag am Meer in den Trubel der Stadt zurück und genießen Sie ein gemütliches Abendessen auf der Terrasse im angesagten Viertel Rotermannin der Innenstadt.
Dritter Tag: Rocca al Mare oder ein Tag in der Umgebung von Tallinn
Der Name des am Meer gelegenen Stadtteils Rocca al Mare stammt aus dem Italienischen und bedeutet „Felsen am Meer“. Die dortigen Hauptattraktionen, das Estnische Freilichtmuseum und der Tallinner Zoo, bieten beide einen abwechslungsreichen Aufenthalt im Freien.
Drei Dinge, die man unbedingt in Rocca al Mare machen sollte:
Lernen Sie das traditionelle Dorfleben im Estnischen Freilichtmuseum kennen. Auf dem bewaldeten Museumsgelände befinden sich knapp 80 Gebäude aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, darunter Wirtschaftsgebäude, Windmühlen, eine Taverne, eine Schule, eine Kapelle, eine Feuerwache und mehr. Die neueste Ausstellung des Museums ist ein Kolchosengebäude mit vier Wohnungen. In historischen Kostümen stellen „Dorfbewohner“ verschiedene Arbeiten und Traditionen vor und erzählen Geschichten aus der Vergangenheit.
Lernen Sie die Tiere im Tallinner Zoo kennen, wo Nordeuropas spannendstes Gemisch an Zoobewohnern lebt: majestätische Raubtiere, afrikanische Riesen, verspielte Primaten, Eisbären und viele andere exotische und vom Aussterben bedrohte Tierarten. Dort gibt es auch einen Kinderzoo, in dem sich die Kinder näher mit den Kleintieren befassen können.
Ein guter Tipp für Familien mit Kindern: Aufgrund des großen Zoogeländes vermietet der Zoo Kinderwagenan Familien mit Kleinkindern, die sich an den Eingängen zum Zoo befinden. Die Bezahlung erfolgt an der Kasse des Zoo.
Besuchen Sie am selben Tag die charmante Gartenstadt Nõmme mitten im Pinienwald, wo Sie schöne Häuser, einen bunten Markt, einen großen Park und schöne Cafés finden.
Wie komme ich nach Rocca al Mare?
Die Busse 21 und 21B bringen Sie vom Baltischen Bahnhof (Balti jaam) zum Estnischen Freilichtmuseum (Haltestelle: Vabaõhumuuseum) und zum Tallinner Zoo (Haltestelle: Zoo). Zu Letzterem (Haltestelle: Zoo) gelangen Sie auch mit der Buslinie 42 vom Stadtzentrum aus.
Sie erreichen Nõmme mit dem Zug (Abfahrt: Baltischer Bahnhof Balti Jaam) aus oder vom Stadtzentrum mit der Buslinie 36 (Haltestelle: Nõmme).
Alternativen für den dritten Tag
Wir empfehlen Ihnen, Gebiete, die etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt sind, oder die Umgebung von Tallinn zu erkunden.
Die drei besten Tipps für fortgeschrittene Tallinn-Entdecker:
Nehmen Sie einen Zug vom Balti Jaam nach Nõmme, einem charmanten Vorort, in dem Sie schöne Privathäuser, einen bunten Markt, einen großen Park und schöne Cafés sowie die Werke von Nikolai von Glehn, dem Gründer von Nõmme, finden.