Wenn mal den Suur Munamägi (Großer Eiberg, 318 m) in Estland Südostens beiseitelässt, ist Estland sehr flach. Auch Tallinn ist recht eben, aber dennoch spricht man bisweilen von den „Tallinner Bergen“. Wo liegen sie und was ist mit der Bezeichnung gemeint?
In den großen Stadtbezirken, die auch oft Schlafzimmerbezirke genannt werden, lebt und schläft ungefähr die Hälfte der 445.500 (2018) Einwohner Tallinns. Das macht die „Berge“ zu einem idealen Ort für alle, die am Leben der „gewöhnlichen Tallinner“ interessiert sind.
Die Tallinner Berge sind ganz einfach mit der Bus oder Trolleybus zu erreichen. Wenn die die Tallinn Card gekauft haben, ist die Nutzung des öffentl. Personennahverkehrs für Sie kostenlos. Das Streckennetz und die Fahrpläne finden Sie
hier.
Mustamäe (Schwarzberg)
Der Mustamägi ist der älteste unter den Bergen und das Zuhause von 68.000 (2018) Städtern. Die Wohnblöcke wurden in den 60er und 70er Jahren errichtet.
Im Schatten der sowjetischen Plattenbauten finden sich zum Glück auch grüne Parks. Der größte von diesen ist der Männipark (Kiefernpark), der für den gesamten Mustamägi typisch ist: Hier sind Nadelbäume mehr verbreitet als in den anderen Stadtteilen, besonders Kiefern. Ein Abstecher zum Pardtiigi park (Ententeich-Park) lohnt sich ebenfalls; auf die künstlichen Teich schwimmen Stockenten. Beide Parks schmücken Skulpturen des berühmten Bildhauers Tauno Kangro.
Der Alltag auf dem Mustamägi ist gekennzeichnet durch Einkaufzentren mit Bars und Cafés, die für Touristen eine Erlebnis für sich sind. Hier befindet sich auch das bei Kindern und solchen, die es geblieben sind, das Café der Lotte aus dem Dorf der Erfinder.
Wenn der Magen knurrt, sollte zum Kadaka tee (Wacholderweg) gehen, wo sich die zwei größten Imbisse in Tallinn befinden. Das Uulits ist ein Straßenimbiss, der für seine Hamburger und Wraps berühmt ist. In der Nähe befindet sich das Umami, das zu den besten Restaurants in Estland gehört.
Wer möchte, kann von hier aus auch direkt zum nächsten größeren Stadtbezirk, zum in den 70er und 80er Jahren gebauten Väike-Õismägi (Kleiner Blütenberg). Vom Restaurant Umami ist es nur ein kleiner Spaziergang.
Lasnamäe
Der in den 70er Jahren entstandene Stadtteil Lasnamägi (Laaksberg) wächst ständig weiter. Er hat vielleicht nicht so einen guten Ruf, aber in diesem eigentlich friedlichen Bezirk, der ca. ein Fünftel der Stadtfläche einnimmt, leben 118.000 Tallinner. Hier finden Sie auch die größte russischsprachige Gemeinde von Tallinn: Für zwei Drittel der Einwohner in diesem Bezirk ist Russisch Muttersprache.
Der Lasnamägi wird vom Laagna tee – einer Schnellstraße mit Tunnel – zweigeteilt. Auf beiden Seiten finden sich massive, hohe Wohnblöcke. Hier fahren auch viele Busse aus der Innenstadt in den Stadtteil hinein.
An der Haltestelle Paesilla befindet sich das Lasnamäe-Zentrum, ein Dienstleistungszentrum, an der Haltestelle Kotka finden Sie das koreanische Restaurant Hannön. Es befindet sich im Keller eines hohen Wohnblocks; das Essen ist lecker und günstig. In der Nähe der Haltestelle Taevakivi befinden sich die großen Einkaufszentren Täesaju City und Lasnamäe Centrum.
Wer sich für Sakralkunst interessiert, sollte die neueste orthodoxe Kirche in Tallinn aufsuchen – die Tallinner Kirche der Ikone der Gottesmutter Skoroposluschnitza, die sich im Osten des Stadtteils befindet.
Auf der anderen Seite vom Laagna tee finden Sie den Jüriöö park (Georgsnachtpark), der aus einem Lehrbuch der frühen estnischen Geschichte zu stammen scheint. Auf dem höchsten Punkt in Tallinn, auf der Spitze des Sõjamägi (Kriegsberga) fand 1343 die entscheidende Schlacht zwischen dem Livländischen Orden und den Esten statt. Außerdem finden Sie im Park das Denkmal für die im Estnischen Freiheitskrieg und im Zweiten Weltkrieg Gefallenen.
Ein freudigerer Ort ist die Tallinner Sängerfestwiese, direkt beim Lasnamägi und dem großen Park Kadriorg. Unter der überdachten Sängertribüne sang Estland sich schließlich frei. Alle fünf Jahre finden hier die Sängerfeste statt. Ansonsten dient der Ort Sport- und Openair-Veranstaltungen.